Heute wollen wir wandern!
Schliesslich nimmt der Nationalpark einen großen Teil von Basse Terre ein und wir haben davon bisher nicht viel gesehen, außer den kurzen Urwald-Abstechern an der Route de Traversee vor 2 Tagen.
Wegen der schlechten Wettervorhersage haben wir uns gestern schon gegen die eigentlich geplante Wanderung auf den Vulkan „La Saufriere“ entschieden und uns als Alternative eine 7 km Wanderung im Dschungel herausgesucht.
Startpunkt ist das Nationalpark-Zentrum an der Route de Traversee.
Von hier aus starten wir, zuerst auf einem Wanderweg, der parallel und immer in Sichtweite der Straße verläuft.
Kaum sind wir unterwegs, fängt es auch schon an zu regnen … das erste Mal … und noch einige Regengüssen sollen folgen.
Aber zunächst lassen wir uns nicht davon abschrecken sondern stapfen einfach weiter auf dem immer schlammiger werdenden Weg.
Uns kommen sogar zwei Trailrunner entgegen, die mich zu der kurzfristigen Illusion führen, das es garnicht so schlimm werden kann … was sich als böser Fehler heraus stellen soll….
Nach etwa 45 min und 2km erreichen wir einen Parkplatz, von dem der Weg hinab in ein Flusstal führt, dem wir für die nächsten 5 km folgen wollen, und das im Bogen wieder zurück zum Nationalpark-Zentrum führt.
Für diesen Abschnitt der Wanderung habe ich sehr konservative 3 Stunden angesetzt … was sich ebenfalls als grandioser Fehler erweisen soll!
Das Schild am Beginn des Abstiegs, das uns auf die 17 Flussüberquerungen auf dem Weg hinweist, nehmen wir noch mit Vorfreude zur Kenntnis.
Aber schon auf dem kurzen Weg hinab ins Tal geht meine Laune in den Keller, da der Abstieg eine einzige Schlammschlacht ist.
(Ich muss dazu anmerken, das ich als Kind immer mit meinen Eltern im Urlaub an die Nordsee musste … und dort schon gelernt habe, das Watt zu hassen. Ich finde Schlamm einfach nur eklig!)
Nichtsdestotrotz gehe ich noch davon aus, das es besser wird, sobald wir am Fluss sind … schliesslich sind wir in Frankreich und die Einrichtung naturbelassener Wanderwege haben die Franzosen normalerweise drauf.
Unten am Fluss erwartet uns die erste Fluss-Überquerung, die auch noch durchaus machbar ist. Allerdings beginnt es auch wieder zu regnen … und zwar nicht so ein netter Sommerregen .. sondern ein echter Wolkenbruch!
(Zweite Anmerkung: Ich bin im Bergischen Land aufgewachsen, in dem es an gefühlten 300 Tagen im Jahr regnet. Ich habe also genug Regen erlebt, das es für 2 Leben reicht und hasse das Gefühl von nassen Socken und Klamotten, die am Körper kleben! …. Ja, es gibt einige Dinge, die ich hasse!)
Und leider wird der Weg ab hier nicht besser sondern im Gegenteil immer schlimmer. Ständig geht es steil berauf und bergab und durch immer tieferen Schlamm.
Laut fluchend stapfe ich immer weiter durch den Dschungel, und fordere meine Herzallerliebste auf, das nächste Mal, wenn ich bis zum Knöchel im Schlamm lande, bitte ein Foto zur Dokumentation dieser Tortur zu machen … wozu sich schon 30 Sekunden später Gelegenheit ergibt.
Die Wurzeln, auf denen man an einigen Stellen, so wie hier, über den Schlamm balancieren kann sind leider selten … und äußerst rutschig!
Fast eine Stunde nachdem wir ins Tal abgestiegen sind, überholen uns 4 junge Franzosen praktisch im Laufschritt und stürmen vor uns durch die nächste Flussquerung, die uns hingegen fast 15 min kostet, mir eine schmerzhafte Prellung am Knöchel und meiner Frau durch und durch nasse Füsse verschafft … ein Zustand, den ich bereits seit fast einer Stunde ertrage, und der weder durch Gewöhnung noch durch Ignoranz besser wird.
Der Blick auf´s GPS sagt mir, das wir gerade mal einen Bruchteil der geplanten Strecke geschafft haben … und das trotz der sehr konservativen Kalkulation!
Wenn wir in dem Tempo weitergehen, schaffen wir es nicht, bis Einbruch der Dunkelheit am Ziel zu sein … und in diesem Dschungel möchte ich definitiv nicht nachts unterwegs sein.
Wir werden zwar kaum von Insekten belästigt und vor Raubtieren habe ich auch keine Angst … aber der Weg ist so übel, das er vom Rest des Dschungel kaum zu unterscheiden ist … und wir haben außer unseren Telefonen keine Lampen dabei!
Und so entscheiden wir, die Wanderung hier anzubrechen, und zum Ausgangspunkt zurück zu gehen.
Auch kein Spaß, aber wenigstens eine bekannte Scheisse!
Nach etwa 45 min sind wir wieder an der ersten Flussüberquerung kurz vorm Aufstieg zur Straße und wollen eine kurze Pause einlegen um was zu essen … und natürlich fängt es just in diesem Moment wieder an zu schütten … zum Kotzen!
Also raffen wir unsere Sachen wieder zusammen und stapfen weiter … und kommen nach weiteren 45 min wieder am Wagen an … ich um die Erkenntnis reicher, das ich nie wieder in einen Dschungel möchte!
Das war so Horror heute, das ich vorerst nur Reiseziele akzeptiere, die in Wüsten-Gebieten liegen: Sahara oder Atacama wären genau mein Ding!
Neben dem Parkplatz ist ein Picknickplatz direkt am Fluss, und hier wollen wir uns und unsere Klamotten vom gröbsten Schlamm befreien, etwas trocknen und die Schuhe wechseln, aber gerade jetzt schlägt bei meiner geliebten Ehefrau eine Erkältung durch, die sich sich offensichtlich beim gestrigen Schnorcheln zugezogen hat.
Also wickele ich die schlammverkrusteten Schuhe und Klamotten in die Regenschutzhülle des Rucksacks und wir machen uns mit dem Wagen wieder auf den Weg zurück ins Apartment.
Hier legt sich meine Frau hin und ich verbrauche einige Eimer sauberen Wassers, um den Schlamm aus Schuhen, Socken und den restlichen Kleidungsstücken auszuwaschen. Nach einer Stunde sind die Sachen fast schlammfrei … aber dafür klatschnass, was angesichts der Tatsache, das wir morgen fliegen nicht gerade positiv ist.
Aber was soll´s … im Zweifelsfall packen wir das Zeug eben feucht ein!
Ich stelle zumindest die Schuhe auf den sonnenbeschienenen Weg vor der Terasse … was jedoch nicht wirklich funktiert, da es immer wieder anfängt zu regnen … was für ein Scheiss!
Am Abend sind wir wieder einigermaßen regenieriert und fahren zum Essen nach Deshaies.
Im „La Madras“, in dem wir vor einigen Tagen schon mal waren, haben wir für den heutigen letzten Abend einen Tisch reserviert, und wieder lohnt es sich: Das Essen ist super und wir geniessen den Blick von der Terasse in die Bucht voller Segelboote.
(Post-Reise-Anmerkung: Wieder zuhause haben wir uns bei der nächsten Gelegenheit zwei Folgen „Death in Paradise“ angesehen, und die ersten Szenen spielten auf eben dieser Terrasse!)
Vorher haben wir noch einige Souvenirs in Deshaies gekauft (Na was wohl … Rum natürlich!), aber nach dem Essen geht es bald wieder zurück zur letzten Nacht im Apartment und nach diesem anstrengenden Tag fallen wir früh ins Bett!