Heute treffen wir uns nach dem Aufstehen und dem Frühstück erst um 8:30 an der Tauchbasis.
Die Gruppe ist wieder sehr gemischt: Ein älteres französisches Paar ist zum Schnuppertauchen mit Chantal verabredet, ein jüngeres Paar aus Polen/Großbritannien macht gerade seinen Open Water Diver-Kurs.
Diesmal geht es von der Tauchbasis mit dem Boot ca. einen Kilometer nach Norden.
Dort ankern wir vor einer Klippe in der Nähe der kleinen Bucht („Petit Anse“) von Ferry.
Da das jüngere Paar noch ein paar Übungen an der Oberfläche sowie ein paar direkt unterhalb des Bootes machen muss, haben der Teenager und ich etwas Zeit, rödeln in Ruhe auf und gehen dann direkt am Boot schon mal runter auf 10m.
Sobald Cor und die beiden Tauchschüler fertig sind, geht es los und wir tauchen ein ins Felslabyrinth, das sich so nah vor der Küste erstreckt, das man meinen könnte, vom Strand aus dahin schnorcheln zu können.
(Der Eindruck täuscht!)
Wir sehen wieder Muränen und sogar einen Seeaal … und ich muss mich wieder mal wundern, wieviel Leben hier um einen herum schwimmt.
Wenn man „oben“ in der Natur unterwegs ist, freut man sich schon, wenn man mal ein Eichhörnchen oder ein Reh sieht … die sofort weg sind, wenn sie einen bemerken.
Hier springt man ins Wasser und ist buchstäblich von tausenden von Fischen umgeben … die sich von uns überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wenn man Ihnen zu nahe kommt, geben sie einfach kurz „Gas“ und sind mit ein paar Flossenschlägen ganz schnell ausser Reichweite. Anscheinend wissen sie genau, wie träge wir Menschen uns im Gegensatz zu ihnen unter Wasser bewegen.
Auch bei „Raubtieren“ ist der natürliche gefühlte Sicherheits-Abstand hier unten sehr verkürzt:
Bei dem Baracuda, der am ersten Tauch-Tag ein paar Meter hinter uns durchs Freiwasser geschwommen ist, und den Cor nur durch Zufall bemerkt hat, kam gerade mal freudiges Interesse bei uns auf. Ich denke mal, wenn im Wald ein paar Meter hinter einem ein Wolf auftauchen würde, wäre die Reaktion eine andere. (Na gut, ich würde ihn kuscheln wollen, aber ich bin sicher auch nicht der Massstab!)
Bei den paar Muränen, die wir heute sehen, geht man auch schön nah vor die Höhle, um einen guten Blick und vielleicht auch ein gutes Bild zu bekommen … auch wenn die durchaus keinen „netten“ Eindruck machen. So nah würde ich beispielsweise einem Dachs nicht kommen wollen, der die Nase aus seinem Bau steckt.
Mitten zwischen dem „Sealife“ schwebend denke ich wieder darüber nach, wie es jemandem Spaß machen kann, mit einer Harpune Jagd auf Fische zu machen … leider eine durchaus beliebte Beschäftigung, und zwar nicht nur hier.
Aber ich verstehe Jäger ja auch nicht!
Nach diesem ersten Tauchgang lichten wir wieder den „Anker“ (In Wirklichkeit schmeissen wir natürlich keinen Anker mitten zwischen die Korallen, sondern machen immer an permanent verankerten Bojen fest!), und fahren erstmal zurück zur Basis, die Schnuppertaucher und Tauchschüler absetzen.
Dann geht es auf meinen Vorschlag hin mit Cor nochmal raus zum „Hausriff“ um die Ecke bei Morphy. Ich hätte es als völlig uneffizient und darüber hinaus Benzin-Verschwendung empfunden, für nur einen Tauchgang mit uns zweien weiter weg zu fahren, ganz davon abgesehen, das ich kurze Bootstouren immer bevorzuge … ausserdem hat es mir hier gestern so gut gefallen.
Und wieder werde ich nicht enttäuscht: Es ist einfach toll hier, und wir gleiten nach dem Abtauchen hinter Cor her durchs Felsen-Labyrinth und geniessen das Leben um uns herum … und sehen dann gegen Ende des Tauchgangs tatsächlich sogar noch eine Wasserschildkröte über uns im Freiwasser. Leider ist sie zu weit weg, um ein gutes Bild zu bekommen, und zu hoch, um ihr nachzuschwimmen. Aber der Anblick dieses friedlich durchs Wasser schwebenden Tieres ist etwas, das man sicher nie vergisst.
Ich weiss nicht ob es daran liegt, das wir früher selber Schildkröten hatten und ich diese Reptilien einfach sehr mag, oder daran, das die Schildkröte sich anders durchs Wasser bewegt als die Fische es tun … aber der Anblick dieser friedlichen Tiere unter Wasser hat etwas schon fast meditatives.
Ich habe mir von Cor für heute übrigens einen Unterwasserfilter für meine Billig-GoPro geliehen und teste während beider Tauchgänge ein wenig damit herum.
Ist nicht ganz so einfach zu handhaben, weil es eben eine Billig-GoPro ist und der Filter daher etwas lose sitzt … ich muss ihn beim Filmen/Fotografieren immer festhalten.
Und die Schnur, mit der der Filter am Schwimmkörper gesichert ist, klemmt sich anfangs gerne zwischen Filter und Objektiv … was die ersten paar Minuten der Aufnahme komplett versaut, bis ich die Schnur um den Kamerafuss wickel!
Aber danach geht´s ganz gut. (Farben besser … Qualität leider immer noch nicht wirklich veröffentlichungswürdig!)
Um 13:00 sind wir wieder zurück, haben alles Material sauber gespült, unsere Logbücher ausgefüllt und lassen uns abholen.
Erst geht es zurück ins Apartment. Es gibt, ganz unkaribisch, Spaghetti Bolognese zum Mittag.
Danach lade ich die Videos von der Kamera runter und ruhe mich etwas aus.
Am Nachmittag machen wir uns dann wieder auf den Weg, diesmal die Küstenstraße hinauf Richtung Norden bis Deshaies.
Dieser Ort ist ein beliebter Ruhesitz für französische Rentner, hat daher einen gewissen südfranzösischen Charme … und hat auf der Insel eine gewisse Bekanntheit, weil die hiesige „Anse de la Perle“ des öfteren als Kulisse für die Fernseh-Serie „Death in Paradise“ dient.
Zuerst halten wir allerdings an der „Grande Anse“ an, die kurz hinter Deshaies liegt und auch schon sehr nah an das Klischee-Bild der „Pirates of the Caribian-Bucht“ heran kommt … wenn man die Menschen mal ausgeblendet hat:
Danach fahren wir weiter zur besagten „Anse de la Perle“ … und es wird auf den ersten Blick klar, warum sie als Serien-Kulisse so beliebt ist … auch hier ist es wieder die große Kunst, möglichst wenige Menschen auf´s Bild zu bekommen:
Auf dem Weg zurück in den kleinen Ort halten wir noch an einem Aussichtspunkt an, an dem sich die ersten Lokals auf den Silvesterabend vorbereiten … stimmt, das ist ja heute! …
Wir interessieren uns mehr für den nahenden Sonnenuntergang als für den Jahreswechsel:
In Deshaies selbst gehen wir noch an der Promenade entlang, fotografieren noch den entgültigen Sonnenuntergang …heute mal ohne Rum:
Danach geht es nur nach nach Hause zum Abendessen und dann ins Bett.