Heute geht es wieder weiter und wir verlassen das schöne Örtchen Lizard. Vorher wollen wir noch duschen und gehen extra ganz früh Richtung Dusche … die leider schon wieder besetzt ist!
Irgendwann ist aber die geräumigste der „Familien-Unisex-Duschen“ wieder frei und wir können uns frischmachen vor der langen heutigen Fahrt. Denn leider geht es schon wieder Richtung Deutschland!
Die Tatsache, das wir mit der Fähre übersetzen müssen, kostet uns in diesem Urlaub fast zwei Tage!
Von der reinen Fahrzeit her ist die Strecke nach Cornwall garnicht so heftig … ungefähr wie ein Trip nach Südtirol … aber Schiffszeit, Wartezeit und Übernachtungszeit vor der Überfahrt schlagen deutlich zu Buche.
Allerdings fahren wir nicht auf direktem Weg zurück Richtung Dover, sondern haben uns noch ein paar Zwischenstopps rausgesucht.
Zuerst steuern wir nach dem Abbauen des Wagens Richtung Norden um die Halbinsel Lizard zu verlassen. Dann wenden wir uns nach Westen und halten in dem kleinen Ort Marazion an. Dieser liegt direkt gegenüber der ehemaligen Klosterinsel St. Michaels Mount, die nicht nur eine namentliche Ähnlichkeit zu Mont St. Michel in der Bretagne aufweist, sondern auch von den gleichen Mönchen geplant und gebaut wurde …. und sie sieht auch fast genauso aus.
Leider kann man nirgendwo parken, daher belassen wir es bei ein paar kurzen Stopps am Straßenrand zum Fotografieren, bevor wir weiter am Meer entlang nach Penzance fahren.
Hier wollen wir nur frühstücken und nochmal einkaufen, daher parken wir am Hafen und gehen in eine Passage, in der wir sowohl ein Café als auch einen Supermarkt finden.
Auf dem Weg zurück zum Wagen kommen wir an drei Jungs im Teenager-Alter vorbei, die am Parkplatzeingang mit ihren Blasinstrumenten stehen und was sehr swingiges spielen. Natürlich bekommen Sie was in den Hut von uns.
Als wir dann kurz danach am Wagen stehen, können wir sie noch hören, wie sie das nächste Stück anstimmen … den „Imperial March“ aus Star Wars!!! Wie geil! Fast möchte ich zurück laufen und ihnen nochmal was in den Hut werfen!
Danach begeben wir uns wieder auf die Straße und jetzt geht es endgültig Richtung Osten. Dabei führt uns die A30 mitten durch das Bodmin Moor, das wir vor zwei Tagen nur gestreift haben. Dadurch kommen wir heute unmittelbar am „Jamaica Inn“ vorbei, das ich im Artikel zu Tag 5 nur kurz erwähnt habe. Und natürlich halten wir an und gehen hinein. Nicht zum Essen …. dafür ist das Frühstück noch nicht lang genug her … aber der Souvenirshop mit kleinem Lebensmittelladen ist schon ein „Musthave“ in diesem historischen Gemäuer.
Wie schon erwähnt, ist das Gasthaus namensgebend für Daphne du Mauriers Roman „Jamaica Inn“ (Im Deutschen „Gasthaus Jamaica“), der wiederum von Alfred Hitchcock verfilmt wurde („Riff-Piraten“), kurz bevor dieser nach Amerika ging, um dort die Klassiker zu drehen, die inzwischen jeder von ihm kennt.
Roman und Film handeln von Strandräubern, die in den 1820ern Schiffe durch falsche Leuchtfeuer auf die Klippen lotsen und deren Anführer Joss zusammen mit seiner Frau Mildred das verrufene Gasthaus „Jamaica Inn“ betreibt. Dazu dann noch die schöne verwaise Nichte Mary (Im Film gespielt von der 18-jährigen Maureen O´Hara), ein unglaublich böser Bösewicht …. Drama eben!
Über diese literarisch und cineastische Präsenz hinaus ist das Jamaica Inn noch für seine regelmäßig erscheinenden Gespenster und Spukerscheinungen berühmt.
Und nachdem wir jetzt die raue Küste und das Bodmin Moor in den letzten Tagen gesehen haben, kann man sich schon vorstellen, warum Daphne du Maurier bei einem Aufenthalt in diesem Haus zu ihrem Roman inspiriert wurde.
Wir sacken ein paar Souvenirs ein und machen uns wieder auf den Weg weiter Richtung Osten.
Unser nächstes Zwischenziel ist Salisbury. Wir haben beide den Roman „Sarum“ von Edward Rutherford gelesen, der die bewegte Geschichte Salisburys von der Steinzeit bis in die Gegenwart anhand mehrerer fiktiver Familien-Geschichten spannend beschreibt. Ich habe dazu noch irgendwann mal „Stonehenge“ von Bernard Cornwell gelesen, und auch in Cornwells „Artus-Chroniken“ wird die Gegend um Salisbury herum des öfteren erwähnt. Also eine Stadt, die man mal gesehen haben muss, genauso wie Stonehenge, das einige Kilometer nördlich von Salisbury liegt.
Wir verlassen also die Autobahn bald wieder, nachdem wir Dartmoor passiert haben und fahren über beschauliche Landstraßen in die historische Altstadt von Salisbury. Wir parken und steuern zuerst einmal die Kathedrale an, die sich weithin sichtbar im Stadtzentrum erhebt.
Die Kathedrale selbst kostet, wie die meisten Kirchen in England Eintritt, und so sakral sind wir dann doch nicht veranlagt, das wir uns das leisten müssten. Der Kreuzgang allerdings steht allen Besuchern offen ….
… und von hier aus gelangt man auch zum „Chapter House“, das der „Magna Charta“ gewidmet ist, und in dem man auch Teile eines der drei Original-Dokumente besichtigen, aber nicht fotografieren kann. Die Magna Charta ist die Grundlage der englischen Verfassung und legt unter anderem fest, das der König nicht über dem Gesetz steht!
(Damit war England zum Zeitpunkt der Unterzeichnung im Jahre 1215 anscheinend weiter, als die USA während der Nixon-Ära!) Wobei man aber auch erwähnen muss, das der damalige König Johann Ohneland (Kleiner Bruder von Richard Löwenherz!), die Tapete keinesfalls freiwillig unterzeichnet hat, sondern nur auf Druck des revoltierenden englischen Adels.
Nach dem Besuch der Kathedrale bummeln wir noch ein bisschen durch die Altstadt und sind wieder einmal beeindruckt davon, wie historisch und „medival“ hier die Innenstädte und Dörfer sind. Auf der Fahrt hierher sind wir an einigen Hinweisschildern zu normannischen Kirchen vorbei gekommen, die immerhin aus dem 11. und 12. Jahrhundert stammen. Um bei uns in Deutschland etwas vergleichbares zu sehen, muss man schon nach Rothenburg ob der Tauber fahren. Hier ist sowas ganz normal.
Leider ist heute am Gründonnerstag anscheinend schon recht früh alles geschlossen in der Stadt … inkl. des Touristen-Büros.
Daher setzen wir uns wieder ins Auto und fahren weiter Richtung Norden. Nach Stonehenge soll es gehen. Ich habe zwar schon gehört, das es sich hier um einen der größten Touri-Nepps Englands handeln soll, aber wenn ich schon mal in der Nähe bin, möchte ich die Gelegenheit nicht verpassen, 5000 Jahre Menschheitsgeschichte zu sehen.
Nach einer halben Stunde Fahrt von Salisbury aus erreichen wir das Besucherzentrum um 17:30 … aus meiner Sicht eine gute Zeit, denn wenn´s geht, sollte man Stonehenge natürlich im Licht der untergehenden Sonne fotografieren. Leider sieht das der Verwalter English Heritage anders: Um 17:00 schliesst die Kasse und wir müssen um eine geschlossenen Schranke herum auf den Parkplatz mogeln!
Das Visitor Center ist aber noch geöffnet und so sehen wir uns etwas um, in der Absicht, vielleicht Karten für morgen früh zu erstehen. Und die sollen tatsächlich 18,- Pfund (21,- EUR !) pro Person kosten. Und das nur dafür, um zwischen 9:30 und 17:00 einmal in einem vollen Shuttlebus die 2 km bis zum Steinkreis gefahren und dort wahrscheinlich im Rudel um die Steine herum getrieben zu werden.
Da habe ich ganz ehrlich keinen Bock drauf und bin auch zu geizig dafür!
Ich will schliesslich keinen Rundherum-Rudel-Service, sondern einfach nur den Steinkreis mal gesehen haben, der von hier aus irgendwo versteckt hinter einem Wald liegt, und ich würde auch zu Fuß hingehen. Und in Frankreich kann man die Menhir-Felder ja auch umsonst betreten!
Und so beschliessen wir, das ein paar Postkarten aus dem Shop eben reichen müssen und machen uns dann etwas frustriert auf den Weg zu einem nahe gelegenen Campingplatz, dem „Stonehenge Touring Park“ in Orcheston.
Der stellt sich trotz des touristisch anmutenden Namens als ziemlich kleiner, preiswerter und ganz niedlicher Campingplatz heraus. Zwar ist niemand mehr an der Rezeption, aber ein Zettel in der Tür lotst uns zu Ashley in den Dauercamper-Bereich, der uns auch gleich entgegen kommt und uns einen sehr annehmbaren Platz für die Nacht zuweist.
Während wir Chicken Tikka Masala zum Abendessen kochen, entwickeln wir einen Plan für den nächsten Tag: Ich gebe mich noch nicht ganz geschlagen was Stonehenge angeht und da wir jetzt praktisch einen Vormittag gewonnen haben, wollen wir am nächsten Morgen irgendwo in der Nähe von Stonehenge parken und dort eine Runde wandern, dazu sind wir ja schliesslich nach England gekommen. Die Konsultation der digitalen Wanderkarte zeigt durchaus normale Wanderwege um und in der Nähe von Stonehenge.
Ich muss ja nicht gleich über einen Zaun klettern … mir würde es ja schon reichen, den Steinkreis einfach mal gesehen zu haben, und sei es nur aus einem Kilometer Entfernung.
Mit dem so beschlossenen Plan für den nächsten Tag gehen wir schlafen.