Cornwall 2017 – Tag 7 – „Jamaica Inn“ und Salisbury

13 04 2017

Heute geht es wieder weiter und wir verlassen das schöne Örtchen Lizard. Vorher wollen wir noch duschen und gehen extra ganz früh Richtung Dusche … die leider schon wieder besetzt ist!
Irgendwann ist aber die geräumigste der „Familien-Unisex-Duschen“ wieder frei und wir können uns frischmachen vor der langen heutigen Fahrt.  Denn leider geht es schon wieder Richtung Deutschland!
Die Tatsache, das wir mit der Fähre übersetzen müssen, kostet uns in diesem Urlaub fast zwei Tage!
Von der reinen Fahrzeit her ist die Strecke nach Cornwall garnicht so heftig … ungefähr wie ein Trip nach Südtirol … aber Schiffszeit, Wartezeit und Übernachtungszeit vor der Überfahrt schlagen deutlich zu Buche.
Allerdings fahren wir nicht auf direktem Weg zurück Richtung Dover, sondern haben uns noch ein paar Zwischenstopps rausgesucht.

Zuerst steuern wir nach dem Abbauen des Wagens Richtung Norden um die Halbinsel Lizard zu verlassen. Dann wenden wir uns nach Westen und halten in dem kleinen Ort Marazion an. Dieser liegt direkt gegenüber der ehemaligen Klosterinsel St. Michaels Mount, die nicht nur eine namentliche Ähnlichkeit zu Mont St. Michel in der Bretagne aufweist, sondern auch von den gleichen Mönchen geplant und gebaut wurde …. und sie sieht auch fast genauso aus.

DSC00815

Leider kann man nirgendwo parken, daher belassen wir es bei ein paar kurzen Stopps am Straßenrand zum Fotografieren, bevor wir weiter am Meer entlang nach Penzance fahren.
Hier wollen wir nur frühstücken und nochmal einkaufen, daher parken wir am Hafen und gehen in eine Passage, in der wir sowohl ein Café als auch einen Supermarkt finden.
Auf dem Weg zurück zum Wagen kommen wir an drei Jungs im Teenager-Alter vorbei, die am Parkplatzeingang mit ihren Blasinstrumenten stehen und was sehr swingiges spielen. Natürlich bekommen Sie was in den Hut von uns.
Als wir dann kurz danach am Wagen stehen, können wir sie noch hören, wie sie das nächste Stück anstimmen … den „Imperial March“ aus Star Wars!!! Wie geil! Fast möchte ich zurück laufen und ihnen nochmal was in den Hut werfen!

Danach begeben wir uns wieder auf die Straße und jetzt geht es endgültig Richtung Osten. Dabei führt uns die A30 mitten durch das Bodmin Moor, das wir vor zwei Tagen nur gestreift haben. Dadurch kommen wir heute unmittelbar am „Jamaica Inn“ vorbei, das ich im Artikel zu Tag 5 nur kurz erwähnt habe. Und natürlich halten wir an und gehen hinein. Nicht zum Essen …. dafür ist das Frühstück noch nicht lang genug her … aber der Souvenirshop mit kleinem Lebensmittelladen ist schon ein „Musthave“ in diesem historischen Gemäuer.

DSC00818

Wie schon erwähnt, ist das Gasthaus namensgebend für Daphne du Mauriers Roman „Jamaica Inn“ (Im Deutschen „Gasthaus Jamaica“), der wiederum von Alfred Hitchcock verfilmt wurde („Riff-Piraten“), kurz bevor dieser nach Amerika ging, um dort die Klassiker zu drehen, die inzwischen jeder von ihm kennt.
Roman und Film handeln von Strandräubern, die in den 1820ern Schiffe durch falsche Leuchtfeuer auf die Klippen lotsen und deren Anführer Joss zusammen mit seiner Frau Mildred das verrufene Gasthaus „Jamaica Inn“ betreibt. Dazu dann noch die schöne verwaise Nichte Mary (Im Film gespielt von der 18-jährigen Maureen O´Hara), ein unglaublich böser Bösewicht …. Drama eben!
Über diese literarisch und cineastische Präsenz hinaus ist das Jamaica Inn noch für seine regelmäßig erscheinenden Gespenster und Spukerscheinungen berühmt.
Und nachdem wir jetzt die raue Küste und das Bodmin Moor in den letzten Tagen gesehen haben, kann man sich schon vorstellen, warum Daphne du Maurier bei einem Aufenthalt in diesem Haus zu ihrem Roman inspiriert wurde.
Wir sacken ein paar Souvenirs ein und machen uns wieder auf den Weg weiter Richtung Osten.

Unser nächstes Zwischenziel ist Salisbury. Wir haben beide den Roman „Sarum“ von Edward Rutherford gelesen, der die bewegte Geschichte Salisburys von der Steinzeit bis in die Gegenwart anhand mehrerer fiktiver Familien-Geschichten spannend beschreibt. Ich habe dazu noch irgendwann mal „Stonehenge“ von Bernard Cornwell gelesen, und auch in Cornwells „Artus-Chroniken“  wird die Gegend um Salisbury herum des öfteren erwähnt. Also eine Stadt, die man mal gesehen haben muss, genauso wie Stonehenge, das einige Kilometer nördlich von Salisbury liegt.
Wir verlassen also die Autobahn bald wieder, nachdem wir Dartmoor passiert haben und fahren über beschauliche Landstraßen in die historische Altstadt von Salisbury. Wir parken und steuern zuerst einmal die Kathedrale an, die sich weithin sichtbar im Stadtzentrum erhebt.

DSC00822

Die Kathedrale selbst kostet, wie die meisten Kirchen in England Eintritt, und so sakral sind wir dann doch nicht veranlagt, das wir uns das leisten müssten. Der Kreuzgang allerdings steht allen Besuchern offen ….

DSC00824

… und von hier aus gelangt man auch zum „Chapter House“, das der „Magna Charta“ gewidmet ist, und in dem man auch Teile eines der drei Original-Dokumente besichtigen, aber nicht fotografieren kann. Die Magna Charta ist die Grundlage der englischen Verfassung und legt unter anderem fest, das der König nicht über dem Gesetz steht!
(Damit war England zum Zeitpunkt der Unterzeichnung im Jahre 1215 anscheinend weiter, als die USA während der Nixon-Ära!) Wobei man aber auch erwähnen muss, das der damalige König Johann Ohneland (Kleiner Bruder von Richard Löwenherz!), die Tapete keinesfalls freiwillig unterzeichnet hat, sondern nur auf Druck des revoltierenden englischen Adels.
Nach dem Besuch der Kathedrale bummeln wir noch ein bisschen durch die Altstadt und sind wieder einmal beeindruckt davon, wie historisch und „medival“ hier die Innenstädte und Dörfer sind. Auf der Fahrt hierher sind wir an einigen Hinweisschildern zu normannischen Kirchen vorbei gekommen, die immerhin aus dem 11. und 12. Jahrhundert stammen. Um bei uns in Deutschland etwas vergleichbares zu sehen, muss man schon nach Rothenburg ob der Tauber fahren. Hier ist sowas ganz normal.
Leider ist heute am Gründonnerstag anscheinend schon recht früh alles geschlossen in der Stadt … inkl. des Touristen-Büros.
Daher setzen wir uns wieder ins Auto und fahren weiter Richtung Norden. Nach Stonehenge soll es gehen. Ich habe zwar schon gehört, das es sich hier um einen der größten Touri-Nepps Englands handeln soll, aber wenn ich schon mal in der Nähe bin, möchte ich die Gelegenheit nicht verpassen, 5000 Jahre Menschheitsgeschichte zu sehen.
Nach einer halben Stunde Fahrt von Salisbury aus erreichen wir das Besucherzentrum um 17:30 … aus meiner Sicht eine gute Zeit, denn wenn´s geht, sollte man Stonehenge natürlich im Licht der untergehenden Sonne fotografieren. Leider sieht das der Verwalter English Heritage anders: Um 17:00 schliesst die Kasse und wir müssen um eine geschlossenen Schranke herum auf den Parkplatz mogeln!
Das Visitor Center ist aber noch geöffnet und so sehen wir uns etwas um, in der Absicht, vielleicht Karten für morgen früh zu erstehen. Und die sollen tatsächlich 18,- Pfund (21,- EUR !) pro Person kosten. Und das nur dafür, um zwischen 9:30 und 17:00 einmal in einem vollen Shuttlebus die 2 km bis zum Steinkreis gefahren und dort wahrscheinlich im Rudel um die Steine herum getrieben zu werden.
Da habe ich ganz ehrlich keinen Bock drauf und bin auch zu geizig dafür!
Ich will schliesslich keinen Rundherum-Rudel-Service, sondern einfach nur den Steinkreis mal gesehen haben, der von hier aus irgendwo versteckt hinter einem Wald liegt, und ich würde auch zu Fuß hingehen. Und in Frankreich kann man die Menhir-Felder ja auch umsonst betreten!
Und so beschliessen wir, das ein paar Postkarten aus dem Shop eben reichen müssen und machen uns dann etwas frustriert auf den Weg zu einem nahe gelegenen Campingplatz, dem „Stonehenge Touring Park“ in Orcheston.
Der stellt sich trotz des touristisch anmutenden Namens als ziemlich kleiner, preiswerter und ganz niedlicher Campingplatz heraus. Zwar ist niemand mehr an der Rezeption, aber ein Zettel in der Tür lotst uns zu Ashley in den Dauercamper-Bereich, der uns auch gleich entgegen kommt und uns einen sehr annehmbaren Platz für die Nacht zuweist.
Während wir Chicken Tikka Masala zum Abendessen kochen, entwickeln wir einen Plan für den nächsten Tag: Ich gebe mich noch nicht ganz geschlagen was Stonehenge angeht und da wir jetzt praktisch einen Vormittag gewonnen haben, wollen wir am nächsten Morgen irgendwo in der Nähe von Stonehenge parken und dort eine Runde wandern, dazu sind wir ja schliesslich nach England gekommen. Die Konsultation der digitalen Wanderkarte zeigt durchaus normale Wanderwege um und in der Nähe von Stonehenge.
Ich muss ja nicht gleich über einen Zaun klettern … mir würde es ja schon reichen, den Steinkreis einfach mal gesehen zu haben, und sei es nur aus einem Kilometer Entfernung.
Mit dem so beschlossenen Plan für den nächsten Tag gehen wir schlafen.





Cornwall 2017 – Tag 6 – Um Lizard herum…

12 04 2017

Nach dem gestrigen Lokationswechsel mit kurzer Wanderung ist für heute wieder mal ein echter Wandertag geplant!
Morgens lädt das Wetter allerdings noch nicht so sehr dazu ein: Es ist kalt und ziemlich bewölkt!
Da wir aber heute alles zu Fuß erledigen können und auf keinen ÖPNV angewiesen sind, sind wir zeitlich flexibel und steuern daher erst einmal die Dusche an … vielleicht legt das Wetter ja noch zu!
Duschen gibt´s in Henry´s Hippie-Kommune nur 3, also fängt der frühe Vogel den Wurm … bzw. die freie Dusche. Dabei gibt´s eine unangenehme Überraschung: Aus Tintagel sind wir 5 min Duschzeit für 20 Pence gewohnt, daher bin ich hier gerade mal eingeschäumt, als nach 2 min ein dezentes Klacken ertönt … und der warme Wasserstrahl versiegt!
Na toll!!!
Der Klassiker!
Zum Glück baut der erfahrene Camper immer vor und hat Reserven an 20-Pence-Stücken dabei, und so muss ich nicht mit Schaum und Handtuch bekleidet durch die Kälte zum Wagen laufen!
Aber etwas nervig ist es trotzdem!

Frisch geduscht, mit Frühstück gesättigt und mit Proviant versorgt machen wir uns auf den Weg. Zuerst ins Ortszentrum und dann Richtung Osten Richtung Küste, wo wir bei der Bass Point Signal Station wieder auf den SWCP treffen.
Hier wenden wir uns nach Südwesten und folgen dem Küstenpfad um die Halbinsel Lizard herum … begleitet von spektakulären Ausblicken.

DSC00734

DSC00736

Wir passieren wieder das Lighthouse, dem wir schon gestern einen Besuch abgestattet haben und folgen weiter dem deutlich erkennbaren Pfad.
Kurz hinter dem Lighthouse sehen wir sogar eine Robbe, die gemütlich vor der Küste im Wasser treibt und nur den Kopf aus dem Wasser steckt. Leider habe ich nicht genug „Zoom“ dabei, um sie auf´s Bild zu bekommen.

Unsere heutige Wanderung haben wir zeitlich so geplant, das wir das eigentliche Ziel genau zur Ebbe erreichen:
Kynance Cove! Diese vorgelagerte Felseninsel ist durch einen Sandstrand mit dem Festland verbunden, der allerdings nur bei Ebbe begehbar ist.
Unsere Planung geht auf und wir legen eine zeitliche Punktlandung hin…

DSC00764

Kynance Cove ist allerdings nicht gerade ein Geheimtip, und so teilen wir das karibisch anmutende Flair (von Temperatur und fehlendem Sonnenschein mal abgesehen!) mit sehr vielen anderen Besuchern … von denen es sich allerdings die meisten sehr einfach gemacht haben und direkt oberhalb des Strandes parken … faules Pack!
Die Tatsache, das hier bei Flut alles unter Wasser steht, sorgt glücklicherweise dafür, das sich hier keine nervige Strandkultur entwickelt hat.
Wir streunen ein wenig zwischen den Felsen und durch die Höhlen und legen eine kleine Pause in einer ruhigen Ecke ein.

DSC00783

Danach ersteigen wir den Weg hinauf auf die Klippen und gehen auf fast geraden Weg die paar Kilometer nach Lizard zum Campingplatz zurück.
Hier legen wir eine Pause ein, spülen das Geschirr von Frühstück, ich vervollständige meine Notizen … und beschäftige mich mit den Hühnern, die offensichtlich gerade unsere Campsite zum Aufenthalt gewählt haben … vielleicht merken Sie instinktiv, das ihnen von mir keine Gefahr droht … höchstens die, gekuschelt zu werden!
Ein paar der Exemplare sehen aber auch so dämlich aus, das man sie einfach liebhaben muss!

DSC00805

DSC00799

Zum Abendessen gehen wir in den Ort, und nachdem wir den „südlichsten Pub Englands“ sowie das „südlichste Café Englands“ wegen der wenig ansprechenden Speiseauswahl ausgeschlossen haben, landen wir im „Coast“, das eine durchaus ansehnliche Speisekarte vorlegt. Das Essen ist dann auch tatsächlich sehr lecker … die Portionen allerdings übersichtlich, was uns aber durchaus entgegen kommt.

Nach dem Essen machen wir nur noch einen kurzen Spaziergang, checken im „Hippie-Kiffer-Rundhaus“ („No Smoking!!!!“ Hahaha!!!) unsere Mails (Nur hier gibt´s WLAN!) und gehen ins Bett. Zum draußen sitzen ist es einfach zu kalt und lesen kann man unter der Decke noch am gemütlichsten.





Cornwall 2017 – Tag 5 – Auf´s Bodmin Moor, zum Strand und zur Südküste!

11 04 2017

Nach 3 Nächten in Tintagel an der Nordküste Cornwalls wechseln wir heute die Lokation. Ursprünglich war geplant, Richtung Penzance bzw. Lands End zu fahren, also die südwestlichste Ecke der Britischen Insel, und dort die Küste zu erkunden. Aber aus einigen zuverlässigen Quellen haben wir gehört, das sich das gar nicht mal so sehr lohnt.
Außerdem ist der Weg dorthin zwar in Meilen nicht sehr weit … aber Meilen besagen in dieser Landschaft nicht viel, wo man aufgrund der schmalen und kurvenreichen Straßen immer gefühlt die doppelte Entfernung fahren muss.
Und so haben wir uns entschlossen, uns mehr nach Süden zu orientieren: Über Wadebridge, Truro und Helston wollen wir nach „The Lizard“, den südlichsten Punkt Englands.
(Meilenmäßig vergleichbar mit Land´s End, aber über besser ausgebaute Straßen zu erreichen, weniger überlaufen und landschaftlich sicher ebenfalls sehr beeindruckend!)

Wir verlassen also Tintagel und überqueren dabei die Slaughterbridge im gleichnamigen Weiler: Hier hat King Arthur seinen Erzfeind Mordred im Schwertkampf besiegt, sich dabei jedoch die tödliche Verletzung zugezogen, wegen der er dann nach Avalon ……
Is´klar, ne´?
King Arthur wohin man auch sieht!

Der weitere Weg in Richtung Süden führt uns dann am Bodmin Moor vorbei, einer sowohl geschichtlich als auch literarisch bedeutsamen Landschaft Englands: Zum einen war diese Gegend schon in der Bronzezeit dicht besiedelt, zum anderen ist hier im Bodmin Moor das „Jamaica Inn“ zu finden, jenes Gasthaus in dem der 1936 erschienene gleichnamige Roman von Daphne du Maurier handelt … und der 1939 von Alfred Hitchcock verfilmt wurde (deutscher Titel „Riff-Piraten“).
Aber da werden wir heute nicht vorbei kommen, also Details später!

Das Bodmin Moor selbst wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen, daher haben wir uns aus einem kürzlich in London … natürlich standesgemäß bei der Londoner Reisebuchhandlung Daunt Books … erworbenen Reiseführer „Short Walks in Cornwall“ eine kleine aber sehr feine Wanderung heraus gesucht: In 1,5 Stunden soll es von Camelford aus hinauf ins Moor und um den Rough Tor herum gehen.

DSC00954

Die Zufahrtsstraße von Camelford ist gewohnt „cornisch“ schmal, führt allerdings nach ein paar kurvigen Abschnitten so gerade wie die Bahn eines geschossenen Pfeiles auf den Rough Tor zu, der sich wie der Rücken eines urzeitlichen Tieres aus dem Moor erhebt ….
Irgendwie verführt die Gegend zum schwafeln!!
Ist schon gut, ich versuche, mich zu bremsen!

Etwa eine Meile vor dem Berg erreichen wir den Wanderparkplatz, auf dem um diese frühe Stunde noch gähnende Leere herrscht. Nur eine englische Familie macht sich ebenfalls marschbereit, und einem VW-Bus-Camper, von denen es hier in England endlos mehr zu geben scheint als bei uns, ist anzusehen, das die Besitzer hier die Nacht verbracht haben! (Vielleicht sind wir einfach viel zu gesetzestreu, wenn wir uns immer einen Campingplatz suchen!)

Wir machen uns ebenfalls fertig, wenn auch mit reduzierter Ausrüstung, denn für knuffige 2,5 Meilen (4km) lohnt das volle Proviant-Programm dann doch nicht.
Wir durchschreiten das übliche Weide-Tor und folgen dem Pfad über das kurzgefressene Gras hinauf zum nördlichen der beiden Gipfel, dem Showers Tor.
Die anfängliche Kühle verflüchtigt sich schnell beim scheinbar flachen Aufstieg, bei dem wir den Verantwortlichen für das kurze Gras begegnen ….

DSC00645

Ziemlich bald legen wir die erste Klamottenschicht ab und bewegen uns weiter auf die weithin sichtbare Felsformation zu, die beim Näherkommen immer größer wird, bis sie sich mehrere Meter hoch über uns erhebt, was mich natürlich zur Besteigung herausfordert….

DSC00653

Wir nutzen die Einsamkeit für ein ausgiebiges Foto-Shooting und gehen dann hinüber über den Little Rough Tor an einem Cairn vorbei zum Hauptgipfel des Rough Tor mit dem Logan Rock.

DSC00659

DSC00677

Hier legen wir in einer windgeschützten Ecke eine kleine Pause ein, bevor wir uns durch das Stein-Labyrinth, das sich westlich des Gipfels erstreckt, einen Weg nach unten suchen.

Zurück am, jetzt wesentlich volleren Parkplatz machen wir uns schnell auf den weiteren Weg. Zuerst zurück nach Camelford wenden wir uns dort wieder Richtung Süden zunächst nach Wadebridge. Bevor wir dann weiter nach Truro fahren, machen wir jedoch noch einen Abstecher ans Meer, denn wir sind zwar schon ein paar Tage hier, haben es aber bisher nicht geschafft, wenigstens die Füsse ins Wasser der irischen See zu halten.
Dazu fahren wir nach Perranporth, einem Surfer-Ort am südlichen Ende eines kilometerlangen Sandstrandes. Perranpoth selbst macht nicht viel her … der Strand dafür umso mehr.

DSC00693

Und hier müssen wir auch bemerken, warum es die Briten sowohl zu einem veritablen Weltreich gebracht, als auch den 2. Weltkrieg (mit-)gewonnen haben: Sie sind einfach härter als wir Kontinental-Europäer!! Während wir in dicker Jacke und Mütze über den Strand wandern und nur unter Überwindung die Füße ins kalte Wasser halten, stürzen sich die Kinder hier in Badehose in die Fluten, während Ihre Eltern schon halbnackt an ihrer britischen „Sommer-Röte“ arbeiten.
(Ich fühle mich so untätowiert und durch Textil und Sonnencreme geschützt ziemlich „pussy“!!)
Im Ort teilen wir uns noch eine Portion Fish&Chips, in der Hoffnung, hier am Meer echt frischen und leckeren Fisch zu bekommen …. falsch gehofft!
Der Fisch ist ziemlich ölig und die Chips einfach nicht lecker!
Danach noch eine Cola im lokalen Pub-Beergarden (des WLANs wegen!), ein Eis „to go“ und dann machen wir uns auch wieder auf den Weg, denn so langsam ist es Nachmittag und wir haben noch etwas Strecke vor uns.

Diese ist gespickt mit außerordentlich witzigen Doppel-Kreisverkehren, an denen wir wieder erleben müssen, das die Engländer zwar den Kreisverkehr von den Franzosen übernommen haben …. aber die dazugehörige dynamische Fahrweise nicht beherrschen: Ständig halten Autos vorm Kreisverkehr an, auch wenn niemand von rechts kommt. Das führt zu erheblichen Rückstaus vor jedem Kreisverkehr … und wahrscheinlich einigen panischen englischen Autofahrern, da ich aus Frankreich eben die Angewohnheit übernommen haben, nicht anzuhalten, sondern ziemlich gnadenlos und zügig in jeden noch so vollen Kreisverkehr einzufahren!

Gegen 16:00 erreichen wir „The Lizard“, ein kleines Dorf an der Südspitze Cornwalls. Hier versuchen wir anfangs vergeblich, den von uns vorher ausgesuchten Campingplatz „Henry´s Campsite“ zu finden, denn die Schilder hören im Dorf irgendwo auf.
Erst als wir aussteigen und zu Fuß suchen, finden wir die Einfahrt in einer kleinen Seitenstraße. Und die Campsite ist tatsächlich so, wie es auf der Website scheint: Wie eine Hippie-Kommune! Alles ist bunt angemalt, in der Mitte gibt es ein Pfahl-Rundhaus mit alten Sofas und überall laufen Hühner und Enten herum!
Der Preis pro Nacht ist allerdings alles andere als „hippie“: Satte 26,- Pfund sind angesagt!
Dafür haben wir von unserem Platz einen herrlichen Blick auf´s Meer!
Bevor wir uns zur Ruhe begeben machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt, kaufen im kleinen Supermarkt noch etwas ein und gehen dann noch zum Lizard Point, der etwas unterhalb des Lizard Lighthouse liegt, das mittlerweile die örtliche Jugendherberge beherbergt.
Am 29. Juli 1588 wurde von diesem südlichsten Punkt Englands aus zuerst die Spanische Armada gesichtet, die der spanische König  Philipp II. ausgesandt hatte, um Königin Elisabeth I. zu stürzen …. mit bekanntermaßen geringem Erfolg!
Das etwas abgewrackte Bootshaus an diesem Punkt lässt diesen geschichtlichen Hintergrund kaum erahnen und strahlt stattdessen einen gewissen Grusel aus … aber der Sonnenuntergang ist von hier aus sehr beeindruckend.

DSC00721

Danach gehen wir zurück zur Campsite, geniessen hier den Rest-Sonnenuntergang hinter Palmen (!) ….

DSC00727

….und gehen früh schlafen, denn aus irgendeinem Grund ist mit wieder mal etwas übel. Anscheinend vertrage ich Reisetage nicht gut!





Cornwall 2017 – Tag 4 – Von Crackington Haven nach Boscastle

10 04 2017

Heute mal keine Rundwanderung, sondern ganz puristisch eine Etappe auf dem South West Coast Path, und zwar von Crackington Haven (ca. 20 km nördlich von unserem Campingplatz in Tintagel) nach Boscastle (ca. 10 km nördlich von Tintagel).
Dafür müssen wir natürlich irgendwie zum Start hin und vom Ziel wieder zurück kommen. Und dafür wollen wir uns heute in die Hände des cornischen Personen-Nahverkehrs begeben.
Wie schon angedeutet, ist die Taktung der Busse hier in Nord-Cornwall naheliegend eher „ländlich“ als „urban“ … was bedeutet, das gerade mal 4 Busse am Tag nach Crackington Haven fahren! Der noch am ehesten passende soll Tintagel um 10:23 verlassen, also haben wir morgens reichlich Zeit auszuschlafen und uns fertig zu machen. Sogar zum Einkaufen reicht es noch, und um endlich ein Foto des historischen Postamtes in gutem Licht zu machen.

DSC00578

Die Einkäufe bringe ich dann auch noch entspannt wieder zurück zum Campingplatz und bin gerade auf dem Weg zur Haltestelle, als auffällt, das ich die Trekkingstöcke vergessen habe, die hier auf den steilen Pfaden unerlässlich zur Schonung unserer Knie sind! Also schnell umgedreht und zum Camper zurück gerannt um die Stöcke zu holen und dann im Laufschritt wieder durchs Dorf zur Bushaltestelle … die natürlich am anderen Dorfende liegt! Völlig außer Atem aber pünktlich treffe ich dort ein …. nur ein Bus lässt sich nicht sehen.

Zum Glück wartet eine ältere Dame (Offensichtlich „Local“!) ebenfalls auf den Bus … und klärt uns darüber auf, das selbiger regelmäßig Verspätung habe.
Die 20 unglaublich nervigen Minuten, bis der Bus dann tatsächlich kommt, nutzt ein weiterer, etwas älterer Wanderer, um sich an besagte Dame heran zu schmeissen und sie doch tatsächlich mit der Frage nach der  „In-Location“ in Tintagel zu konfrontieren,  in die man montagabends gehen müsse, um was zu erleben!!!
Was für ein selbstbewusster Typ … vor allem im Angesicht der Tatsache, das er seine Hose in den Socken trägt!

Gegen 10:45 können wir dann endlich den Bus besteigen und 4,- Pfund (!) pro Person für die Fahrt nach Crackington Haven abdrücken. Als ich dem Fahrer einen Zwanziger in die Hand drücke, muss er doch tatsächlich im eigenen Portemonnaie nach Wechselgeld suchen! Echt jetz´?
Bei den Preisen hätte ich erwartet, das Wechselgeld kein Problem wäre!
Naja, eigentlich hätte ich sogar erwartet, das man mit Kreditkarte kontaktlos bezahlen kann! Denn das geht hier überall, sogar für Kleinstbeträge im Supermarkt!
(An der Stelle kommt jetzt der Werbeblock für meine neue und speziell auf Reisen extrem praktische und vor allem kostenfreie DKB-Visa-Card! Gebührenfrei … auch im Ausland und bei weltweit jedem Geld-Automat mit Visa-Symbol! Und die „contactless-Funktion“ ist super-praktisch!)
Nur leider eben nicht im Bus!
Aber irgendwann hat der Fahrer genug Wechselgeld zusammen und es geht los …. und jetzt merken wir auch, warum der Bus immer Verspätung hat: Die Straßen hier sind einfach so schmal, das der Fahrer eigentlich immer anhalten muss, wenn ihm ein Wagen entgegen kommt, wenn nicht sogar zurücksetzen!

Trotzdem erreichen wir gegen 11:10 Crackington Haven, ebenfalls ein sehr beschauliches Küstenörtchen, wenn auch kleiner als Boscastle oder Tintagel.

DSC00581

Wir suchen noch kurz das „Örtchen“ auf, schnüren unsere Schuhe und marschieren los. Heute liegen ca. 11 km Wanderweg bis Boscastle vor uns:

SWCP1

(Bildquelle: Google Maps)

Hört sich nicht nach viel an, aber heute steht unter anderem die höchste Klippe Cornwalls („High Cliff“, 210m) auf dem Programm, sowie ein benachbarter Hügel, der nur 10 m niedriger ist! Und zwischen den Hügeln geht es immer wieder tief herunter.
Aber zuerst geht es leicht bergauf mit einem schönen Blick auf die Bucht von Crackington Haven bei Ebbe.

DSC00586

Danach steigt der Weg immer weiter an, und wir gehen eine längere Strecke unmittelbar oberhalb einer langgezogenen Bucht am Cliff-Rand entlang.

DSC00594

Zuerst ganz gemächlich aber irgendwann sehr deutlich bis wir nach fast 1,5 h auf dem High Cliff stehen und einen atemberaubenden Überblick über die Küste geniessen können.

DSC00602

Dabei leistet uns eine Pony-Herde Gesellschaft, die jedoch gänzlich uninteressiert an uns ist und von denen keins kuscheln will!! Schade! (Im Gegensatz zu den gestrigen Jungbullen hätte ich gegen ein neugieriges Pony nichts einzuwenden!)
Nach eine kurzen Pause (Für eine längere ist es zu windig und somit zu kalt!) machen wir uns wieder auf den Weg zum südlichen Abstieg vom High Cliff … und treffen gleich oben einen älteren Wanderer, der nach Beendigung des gestuften Aufstiegs erst einmal eine Pause einlegt … und auf seine Frau wartet, die wir kurz darauf treffen. Sie merkt atemlos an, das wir in der einzig richtigen Richtung unterwegs wären, denn sie kommentiert ihren Aufstieg mit einem erschöpften „Steps forever“!
Dem müssen wir beim Abstieg zustimmen, denn die ungleichmäßigen Stufen führen ca. 5-10 min steil bergab, was mächtig auf die Knie geht … zum Glück haben wir die Trekking-Stöcke dabei! Bergauf wäre dieses Stück definitiv noch schlimmer gewesen!

Bis auf 100 m geht es hinunter und hier finden wir auch ein windgeschütztes Plätzchen für eine Pause. Der Blick zurück zeigt uns nochmal die „endlose“ Treppe und wir müssen kurz an Sri Lanka denken, wo wir uns den 5000-Stufen-Aufstieg zum Adams Peak vor ein paar Monaten erspart haben … im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung!

DSC00607

Bald gehen wir weiter und nehmen den nächsten Aufstieg auf 200 m in Angriff. Der geht zwar nicht viel weniger weit bergauf, aber knie-schonender in Serpentinen und nicht über Stufen. Auch diese Gipfel ist bald erreicht, aber unser  Einschätzung, es jetzt nach 2,5 h fast geschafft zu haben, trügt deutlich, denn der ein oder andere Tal-Einschnitt mit anschliessendem Aufstieg folgt noch…

DSC00634

… bevor wir den letzten Berg nach Boscastle herunterwandern … und das bei perfektem Wetter.
Jetzt, gegen 16:00 ist Flut, und der Hafen, der gestern trocken lag ist heute gefüllt.

DSC00635

Der Bus nach Tintagel soll um 16:15 abfahren und so kommen wir gerade recht zur Haltestelle … nur um wieder 30 min länger zu warten!
Aber auch das muss seinen Grund gehabt haben, denn die aussteigenden Passagiere verabschieden sich vom Fahrer mit dem Hinweis, das wenn es eine Weltmeisterschaft im Busfahren gäbe, er auf jeden Fall qualifiziert wäre!
Wir haben das Fahrgeld diesmal passend und so geht es schnell los Richtung Tintagel.
Und dort kommen wir jetzt auch endlich einmal früh genug an, um im „King Arthur Café“ (Irgendwie sind die Namen in Tintagel wenig divers!) einen cornischen Cream Tea zu uns zu nehmen und uns damit für die heutigen Strapazen zu belohnen. Allerdings sind 2 Scones pro Person definitiv zu viel und wir lassen uns den letzten einpacken.
Danach gehen wir zurück zum Campingplatz und sind viel zu satt, um über richtiges Abendessen auch nur nachzudenken.
Also machen wir uns zu gegebener Zeit nur ein paar Brote, gehen dann heiss und lange Duschen (Die 20 Pence für den Heisswasser-Automaten halten 5 Minuten, was sehr viel länger ist, als wir zum Duschen brauchen!) und gehen dann früh mit Lesestoff ins Bett.
(Zur Zeit lese ich „Winter der Welt“, den mittleren Band aus der Jahrhundert-Trilogie von Ken Follet, meine Frau hat den engeren Lokalbezug mit der „Flüsse von London“-Reihe von Ben Aaronovitch.)

Fazit: Ein anstrengender aber wirklich beeindruckender Wandertag! So hab ich mir Cornwall vorgestellt: Wild, grün, nach Meer riechend … und irgendwie trotzdem sehr englisch „gechillt“.





Cornwall 2017 – Tag 3 – Von Tintagel nach Boscastle … und zurück!

9 04 2017

Mit strahlendem Sonnenschein wachen wir auf … allerdings in einem ziemlich kalten Bus!
Aber das gehört eben dazu, wenn man sich im April in England auf einen Campingplatz stellt.  Wir haben wenigstens ein ziemlich festes Dach über´m Kopf! Ein paar ganz Harte zelten hier! (Engländer scheinen hart im Nehmen zu sein … aber dazu später mehr!)
Wir gönnen uns also erst einmal ein Frühstück mit heißem Tee und Kaffee und machen dabei den Proviant für den Tag fertig: Noch mehr heiße Getränke, Wasser, Müsli mit Obst, Brote … und als Notfallration noch ein paar Corny-Riegel, falls es schlimm werden sollte!
Denn das Programm für heute sieht folgendermaßen aus: ca. 14 km, 380 Höhenmeter
Wir haben uns für den ersten Tag eine Rundtour aus dem Rother-Wanderführer „Cornwall-Devon“ heraus gesucht (Nr. 38), kombiniert mit einem Stück SWCP von Tintagel aus, um uns nicht schon am ersten Tag mit dem öffentlichen Nahverkehr auseinandersetzen zu müssen, der (wie wir gestern bei einem Blick auf den Busfahrplan gesehen haben) nicht gerade „Sri-Lanka-like“ ist! Will sagen: Ist wie in Deutschland auf´m Dorf! Kaum Busse, und die dann auch noch zu unmöglichen Zeiten!

Sobald wir fertig sind, machen wir uns also auf den kürzesten Weg zum Küstenpfad, und der führt über einen „Public Footpath“. Mit diesen Schildern sind hier Wege gekennzeichnet, die, wie der Name schon sagt, für die Öffentlichkeit zugänglich sind, aber über Privatgelände führen, wobei es sich für gewöhnlich um Viehweiden handelt. Und damit beginnt auch schon das erste Abenteuer:
Vom Campingplatz aus gehen wir an einem Bauernhof vorbei und betreten die erste Weide über einen „Stile“. Dabei handelt es sich um Stufen, die über eine Schiefermauer führen, mit denen hier die Weiden voneinander getrennt sind.  Und schon stehen wir mitten in einer Jungbullen-Herde! Und die ist nicht so passiv, wie wir es gerne hätten. Neugierig kommen die Viecher auf uns zu und traben dann auch forsch hinter uns her, als wir die Herde zügig aber ohne Hast hinter uns lassen wollen. Sind zwar nicht gerade ein Rudel Wölfe, aber wiegen dafür sicher sowas um die 200 kg und haben harte Hufe. Von so einem möchte man also nicht umgerannt werden.
Aber wir können die Weide am anderen Ende wieder verlassen, ohne in näheren Kontakt mit den pelzigen Viechern zu kommen … auch wenn man ihnen Ihre Enttäuschung ansehen kann.

Danach folgen wir dem gut ausgebauten aber teilweise schlecht ausgeschilderten Coast Path von Tintagel bis nach Boscastle. Wir begegnen wenigen anderen Wanderern und können das herrliche Wetter und die dramatische Landschaft uneingeschränkt geniessen.

 

Nach einer Stunde verschwindet zwar die Sonne und es wird etwas kälter, aber das schmälert den Eindruck nicht, höchstens die Qualität der Fotos, wie hier am „Ladies Window“, wo etwas mehr Licht wirklich schön gewesen wäre.

Kurz vor Boscastle wird es etwas voller. Schliesslich ist heute Samstag und die Tagesausflügler in Boscastle nutzen das trockene Wetter für einen Spaziergang zum Meer, bzw. eine kleine Rundwanderung.
Wir erreichen die Fjord-ähnliche Hafeneinfahrt von Boscastle, die gerade bei Ebbe trocken liegt und gehen ins sehr beschauliche Örtchen. Neben dem Museum of Witchcraft and  Magic“ gehen wir ins Café des Visitor Centers und gönnen uns erst einmal einen anständigen „Cream Tea“, bestehend aus jeweils einem Tee, dazu 2 Scones mit Clotted Cream und Erdbeer-Marmelade. Wir werden natürlich darauf hingewiesen, das man bei einem wirklich „cornischen“ Cream Tea zuerst die Marmelade auf die Scone-Hälfte streicht und erst dann die Clotted Cream!
Schmeckt sehr köstlich … aber da Clotted Cream eine Mischung aus Butter und Sahne ist (Mit geschmeckten 110% Fett!!), haut das ganze auch mächtig rein. Aber da wir den härtesten Teil der Wanderung noch vor uns haben, kommt uns der Energieschub gerade recht. Denn nach einem kleinen Bummel durch die Unterstadt geht es den Berg rauf. Zuerst die alte Hauptstraße hinauf, an der ich die schmalsten Haustüren sehe, die ich mir vorstellen kann …

….durch die Paradise Road am Paradise House vorbei (Ohne Scheiß!!) und dann weiter über 5 aufeinander folgende Weiden bergauf. Zumeist lungern nur uninteressierte Schafe hier rum …

… aber auf der obersten Weide sind wieder mal Jungbullen präsent. Die Herde an sich ist dabei eher passiv, aber einer ist dabei, der es ganz genau wissen will und immer wieder auf uns zuläuft, um dann wieder abzubremsen. Ein bißchen wie bei Halbstarken spätabends in der Kölner U-Bahn. Mal sehen, wie weit man gehen kann!
Ein lautes „Buuuuhh!“ und ein Schritt auf ihn zu reichen aber  aus, um ihm den Mut zu nehmen …. also auch wie in der Kölner U-Bahn!
Danach treffen wir auf ein Flusstal, das Rocky Valley. Das Tal ist wirklich sehr lauschig und auf halber Strecke zurück in Richtung Meer kommen wir an einem Café vorbei, das ganz in der Nähe von St. Nectans Glen liegt, einem versteckt liegenden Wasserfall an dem König Artus und seine Ritter der Tafelrunde gesegnet worden sein sollen, bevor sie sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral begeben haben ….
Ja neee, is´schon klar!!!
(Ich hab da grad so eine ganz starke „Ritter-der-Kokosnuss“-Retro-Fantasie!)
Jedenfalls haben es sich die Betreiber des Cafés nicht nehmen lassen, einen großräumigen Zaun um den Wasserfall zu ziehen und Eintritt zu verlangen. Satte 5,- Pfund! Und viele bezahlen, um den Wasserlauf unter dem Wasserfall barfuß zu durchschreiten, was sehr druidisch heilig sein soll! Das ganze soll auch optisch was her machen, aber so nötig haben wir´s dann doch nicht. Der ganze Weg macht optisch was her, und zwar ganz umsonst!
Kurz steigen wir noch mal berauf aus dem Tal in die kleine Ortschaft Halgabron hinauf. Von hier aus geht es wieder bergab, dann über die Hauptstraße und weiter dem Fluss folgend an der Ruine der Trewelthet Mill vorbei bis zum Ende des Rocky Valley und der Mündung ins Meer.

Hier treffen wir wieder auf den SWCP und wenden uns nach Vollendung der Runde um Boscastle wieder auf den Rückweg nach Tintagel. Diesmal ist die zu überquerende Jungbullen-Weide auch leer und wir sind bald wieder auf dem Campingplatz.
Dort geht´s zuerst mal unter die Dusche und dann schnell auf´s Rad, denn es ist wieder kurz vor 18:00 und wir brauchen noch Brot für morgen … und das bevor wieder alle Geschäfte schliessen!

Als wir dann mit allem fertig sind, ist natürlich wieder zum Souvenir-Bummeln … aber gerade richtig für einen Besuch im Pub! Der „King Arthurs Arms“-Pub wirbt mit warmem Essen von 9 bis 9 und das kommt uns gerade recht!
Also nichts wie rein!
Was mir zuerst auffällt: Der Laden hat Teppich-Boden … und zwar einen, der so alt aussieht, als wäre König Artus persönlich schon darüber geschritten … und so ausgetreten, als hätte er sein Pferd mit reingebracht!
(Einem deutschen Gesundheitsamts-Inspektor würde augenblicklich ein Blutgefäß im Gehirn platzen!)
Macht das ganze aber irgendwie gemütlicher als ein Brauhaus, das immer ein wenig wie ein Wartesaal anmutet!
Da wir tatsächlich bisher in einem Pub höchstens was getrunken aber noch nie gegessen haben, müssen wir erstmal sehen wie´s läuft: Man bekommt einen Tisch zugewiesen und eine Speise- und Getränkekarte. Wenn man dann gewählt hat, geht man an die Bar … wo man irgendwann auch bemerkt wird … und bestellt dort sein Essen und die Getränke.
Die Getränke bekommt man sofort (Wir nehmen einen lokalen Cider und ein cornisches Ale!), das Essen wird an den Tisch gebracht, sobald es fertig ist …. was sehr schnell geht!
Wir haben uns für lokale Küche entschieden: „Steak & Ale Pie“ (Eine Pastete, die schmeckt als wäre sie mit Gulasch gefüllt!) bzw. „Chicken Cheese Pie“ (Wieder eine Pastete, aber mit einer Art dickflüssiger Käse-Lauchsuppe gefüllt!). Dazu gibt es „Cornish Potatoes“ (Ungepellte Pellkartoffeln!) … sowie vernachlässigbares Gemüse!
Und bis auf das Gemüse schmeckt es richtig klasse!
Auch der lokale Cider scheckt eiskalt sehr gut, nur das Ale ist ein Ausfall … hat nämlich Zimmer-Temperatur, und ist mir viel zu bitter!

Ausgiebig gesättigt gehen wir zurück zum Campingplatz, geniessen dabei noch den Sonnenuntergang ….

… und fallen bald darauf müde auf die Matratze!

Fazit: Toller Wandertag!





Cornwall 2017 – Tag 1 und 2 – Anreise

8 04 2017

Wie vor 2 Jahren um die gleiche Zeit herum, wollen wir auch in diesem Jahr wieder ein paar Etappen auf einem Fernwanderweg laufen. Nachdem uns der „Zöllnerpfad“ 2015 sehr beeindruckt hat, der der Küste der Bretagne folgt, fiel die Wahl diesmal nicht schwer: Das Gegenstück auf der Britischen Insel sollte es sein, der „South West Coast Path“ (SWCP), der auf über 1000 km Strecke um die westliche Landspitze von England herum führt.
Natürlich werden wir den Pfad nicht in Gänze erwandern (Das würde Monate dauern, und wir haben nur eine knappe Woche.), sondern haben uns nur ein paar besondere Etappen heraus gesucht … sowie ein paar Sehenswürdigkeiten abseits des SWCP, schliesslich waren wir noch nie im Süden Englands.
Starten wollen wir in Tintagel, gelegen an der zerklüfteten Nordküste Cornwalls.
Und dahin brechen wir am Freitagabend auf.

Bis Mitternacht schaffen wir es bis nach Dunkerque. In der kleinen Nachbar-Ortschaft Graveline stellen wir uns auf einen einfachen WoMo-Stellplatz beim Sportboot-Hafen, gehen noch kurz „in die Büsche“ und legen uns für 4 Stunden schlafen. Wir haben Tickets für die 6:00-Uhr-Fähre von Dunkerque nach Dover, aber wie beim Fliegen soll man auch hier 90 min vor dem Ablegen da sein.
(Der Stellplatz kostet zwar eigentlich Gebühren, aber da wir nur für ein paar Stunden hier stehen, klemmen wir uns das einfach mal!)

Um 4:30 starten wir dann wieder Richtung Fährhafen und stellen uns nach Einchecken und Kontrolle ganz vorne in Reihe 38 und warten auf´s „Boarding“ (was begrifflich hier fast mehr Sinn macht als beim Fliegen!).

Nachdem die Fähre angelegt hat und alle ankommenden Fahrzeuge runter sind, können wir auch auf´s Schiff fahren. Pünktlich auf die Minute um 6:00 legt die Fähre ab, wovon man allerdings nichts sieht, weil es draußen stockduster ist! Dafür erleben wir dann den Sonnenaufgang über dem viel befahrenen Ärmelkanal, bevor wir nach 2 Stunden im Hafen von Dover einlaufen, wo uns die weißen Klippen im noch schwachen Morgenlicht begrüßen.

Dann geht´s erstmal auf die Autobahn nach London, denn daran führt kein Weg vorbei: Egal wohin man auf der Britischen Insel möchte, man muss über den Londoner Autobahn-Ring … und da stehen wir dann auch das erste Mal im Stau. Danach geht´s weiter Richtung Westen nach Bristol, wo wir eine längere Pause auf einem Rasthof einlegen … zusammen mit gefühlten 1000 Engländern und erfreulich wenigen Deutschen!
Hier an der Mündung des Severn und gegenüber von Wales biegt die Strecke nach Südwesten ab und das nächste Ziel wäre eigentlich Exeter kurz vor der Südküste Cornwalls, wo die Autobahn endet. Die Verkehrsanzeigen weisen jedoch darauf hin, das man für die Strecke zwischen den letzten 3 Abfahrten 1,5 h einplanen muss … schliesslich haben auch die Briten ein langes Osterwochenende vor sich und entsprechend voll ist die Strecke an die „britische Riviera“.
Dessen eingedenk verlassen wir die M5 schon 20 Meilen vor Exeter (An die andere Entfernungseinheit muss man sich ebenso gewöhnen, wie an den Linksverkehr!) und schlagen uns ab hier über die Dörfer … und zwar im Wortsinne: Die Straßen sind wirklich so eng und von hohen Hecken und Mauern gesäumt, wie man es aus Augenzeugenberichten, Büchern und Filmen kennt. Da wird nicht übertrieben!!
Als Fahrer eines Linkslenkers im Linksverkehr ist das noch vergleichsweise komfortabel, weil man sich sehr nah am linken Fahrbahnrand bewegen kann … echt ätzend ist für den/die Beifahrer/-in: Diese/-r sitzt praktisch im Gegenverkehr und kann rein gar nichts tun!
(Angesichts dieser Tatsache zeigt meine geliebte Ehefrau ein bewundernswertes Vertrauen in meine fahrerischen Fähigkeiten!)
Davon abgesehen ist es wirklich sehr schön und abwechslungsreich, hier durch die Landschaft zu gondeln … und natürlich grenzenlos uneffizient. Und so erreichen wir erst gegen 16:00 Tintagel, ein ziemlich touristisch orientiertes Örtchen an der cornischen Nordwest-Küste, das für sich in Anspruch nimmt, der Standort des wahren „Camelot“ zu sein, das Schloss König Artus und seiner sagenhaften Tafelrunde. (In Anbetracht der Tatsache, das die Existenz von König Artus selbst eher ins Reich der Sagen und Legenden einzuordnen ist, scheint diese Wahrhaftigkeit fragwürdig, hat aber erheblichen Unterhaltungs- und vor allem touristischen Nutzwert!)
Am nördlichen Ortsende finden wir den Campingplatz und checken gleich für mehrere Nächte ein, denn von hier aus wollen wir mindestens 2 Etappen auf dem SWCP laufen.
Den Rest des Abends verbringen wir mit einer kleinen Besichtigung des Ortes. „Camelot“ stellt sich dabei als ziemlich unscheinbare Ruine heraus, die sicher nicht den horrenden Eintritt lohnt. Aber ansonsten ist Tintagel und vor allem die Umgebung echt vorzeigbar.

(Das 2. Bild zeigt übrigens nicht das „historische Camelot“, sondern das „Camelot Castle Hotel“.)
Da es schon nach 18:00 ist, ist im Dorf schon fast alles geschlossen, inkl. aller Geschäfte und natürlich auch „Camelot“. Daher gehen wir bald zurück zum Campingplatz, essen noch ein wenig Nudelsalat mit Würstchen und gehen dann nach dieser anstrengenden Anreise früh schlafen, denn morgen geht´s früh raus auf den Küstenwanderweg.








Boundless Biker

A bicycle journey across the Americas

1 THING TO DO

Reisen um zu reisen.

JuleWandert.de

Berichte der Wanderungen von Jule und ihren Dosenöffnern

Der Erfahrer

"This is your life ... and it's ending one minute at a time!"

kohlkrabe

ein Blog für all die schönen Dinge im Leben

SunCologne

...as long as stars are above you...